Lexikon bedeutender Mathematiker — Jakob Lüroth

Quelle: Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... — Thun [u.a.], 1990. — S. 299


Lüroth, Jakob: geb. 18.2. 1844 Mannheim, gest. 14. 9. 1910 München. — L. studierte in Bonn und Heidelberg, wo er 1865 promovierte. Er setzte seine Studien in Berlin bei K. WEIERSTRASS und in Gießen bei A. CLEBSCH fort und habilitierte sich 1867 in Heidelberg, wurde 1868 zur Aushilfe an die TH Karlsruhe berufen, wo er 1869 eine o. Professur erhielt. Seine weiteren Stationen waren die TH München (1880-1883) und die Univ. Freiburg/Br. (1883-1910).

L. war wissenschaftlich produktiv und vielseitig tätig auf den Gebieten Geometrie, Mechanik, Astronomie, Geodäsie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Mengenlehre, Begriffsschrift, Funktionentheorie und Algebra. Die bedeutendsten Ergebnisse erzielte er auf den Gebieten der algebraischen Geometrie und der Analysis situs (Topologie), wobei er von O. HESSE angeregt wurde und die algebraisch-geometrischen Eliminationsmethoden der Clebsch-Schule nutzte. Mit seinen Ergebnissen — Lürothsche Kurve, eine spezielle Kurve 4. Ordnung, Lürothscher Satz (Auf einer Geraden ist jede Involution rational) — ist sein Name in die mathematische Literatur eingegangen. Sein „Grundriß der Mechanik“ (1881) verwendete als erstes Werk über Mechanik die Vektorenrechnung in einer zwischen H. GRASSMANNS Ausdehnungslehre und R. HAMILTONS Quarternionen liegenden Gestalt. L. suchte enge Verbindungen zu Nachbargebieten, zu technikwissenschaftlichen Disziplinen im Mathematischen Kränzchen Karlsruhe, im physikalischen Kolloquium der Univ. Freiburg, als Vorsitzender der naturforschenden Gesellschaft Freiburg und wurde 1901 zum a. o. Mitglied der Badischen Oberschulbehörde ernannt.

Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Renate Tobies

Lit.: Jahresber. DMV 20 (1911), 279-299


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