Lexikon bedeutender Mathematiker — Moritz Cantor

Quelle: Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... — Thun [u.a.], 1990. — S. 88


Cantor, Moritz Benedikt: geb. 23. 8. 1829 Mannheim, gest. 9. 4. 1920 Heidelberg. — Nach dem Studium in Heidelberg, Göttingen und Berlin (u. a. bei C. F. GAUSS und P. G. L. DIRICHLET) habilitierte sich C. 1853 in Heidelberg, wo er ab 1860 bis zu seiner 1913 erfolgten Emeritierung spezielle Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik bestritt, aus denen sein 4bändiges Hauptwerk „Vorlesungen zur Geschichte der Mathematik“ (1880-1908) hervorging. Dieses Standardwerk der Historiographie der Mathematik ist zwar heute in weiten Teilen nach Inhalt und Methode überholt, stellt aber immer noch die eingehendste Gesamtdarstellung der Geschichte der Mathematik von den Anfängen bis 1800 dar. Daneben hat sich C. in vielfältiger Weise als Biograph betätigt (z. B. für die Allgemeine Deutsche Biographie).

C. war der führende Mathematikhistoriker Deutschlands im 19. Jh. Die mathematikgeschichtliche Forschung verdankt ihm wesentliche Impulse durch die von ihm begründete wissenschaftliche Schule, die ihre Entstehung vor allem seinem ausgedehnten Lehrbetrieb verdankt. Im Rahmen der „Zeitschrift für Mathematik und Physik“, deren historisch-literarische Abteilung er 1875-1900 leitete, gab C. auch die „Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik“ heraus (1877-1918), eine der frühesten Publikationsorgane für die Historiographie der Mathematik.

Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Wolfgang Eccarius

Lit: NDB


Abschrift durch Gabriele Dörflinger  Kontakt

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