Mathematiker im Heidelberger Gelehrtenlexikon: |
Traitteur, Johannes Andreas von (seit 1790: Ritter, Edler von T.; seit 1824: Graf von T.-Brauneberg)
1784-1803 Phil. Fak.
Zivil- und Militärbaukunst, Prakt. Geometrie
* | 30. Juli 1752 Philippsburg (bei Bruchsal) |
† | 20. Jan. 1825 Bruchsal
kath. |
V | Johannes Adam T. (1707-1772) fürstbischöfl.-speyerischer Hofrat und Amtmann s. Waldeck, Florian: Alte Mannheimer Familien in: Mannheimer Geschichtsblätter 22. Jg. (1921) Sp.110f. |
M | Eva Elisabeth Duras(s) verw. Weber (1720-1785) |
Anna Maria Walther | |
Maria Anna Augusta von Jonner (1771-1848) | |
K | 1 S, 3 T |
Vw | Bruder: Karl Theodor von T. (1756-1830) seit 1788 Hofbibliothekar Mannheim |
Lb 17. Nov. 1772 Stud. der Rechtswiss. H; dann Forts, des Stud. am Collège de St. Louis Metz; Ingenieur und „Genieoffizier“ bei kurpfälz. Kontingent, dann Oberstleutnant der österr. Armee; 1779-1781 T. hält Priv.-Vorlesungen über Geometrie an UH; 1781 Baukommissar H; 9. Dez. 1784 Ern. zum o. Prof. H zunächst ohne Besoldung; Mai 1785 Antritt der Professur H; 1. Okt. 1785 als „Oeconomus verpflichtet“ und Aufnahme in Senat der UH; Okt. 1785 jährl. Besoldung von 100 Gulden; 1790 Planer und Ausführender des Trinkwasserleitungen-Baus Mannheim; SS 1795 letzte Erwähnung im Vorl.-Verz. der UH; 1797 Abbruch der Arbeiten an Wasserleitungen Mannheim; 1799 Pächter, seit 1812 Besitzer der Saline Bruchsal; außerdem Erblehenträger der fürstlich-leiningischen Saline Mosbach; 24. Dez. 1803 Niederlegung der Professur an UH
1791 Rektor H; 1786, 1790 Dekan der Phil. Fak. H
1781 Geistl. Administrationsrat; ca. 1790 kurpfälz. Ingenieur-Major; 1794 Wirkl. Kaiserl. Reichsingenieur-Major
1785 übernimmt T. Planung und Leitung des Umbaus in Zusammenhang mit der Verlegung der Universitätsbibliotheksräume innerhalb der heutigen Alten Universität.
1786 ist T. auch für Restaurierungsarbeiten in der heutigen Alten Aula verantwortlich.
1786 übernimmt T. zum 400jährigen Universitätsjubiläum die Herstellung der Illumination am Universitätsgebäude für 600 Gulden Honorar.
1803 erwirbt T. das ehem. Jesuitengymnasium in der Augustinergasse 15, das 1827 von der Universität gekauft und von 1829-1905 als Universitätsbibliothek genutzt wird.
Z In seinem „Bewerbungsschreiben“ auf eine Professur an der Universität Heidelberg wendet sich T. am 18. Sept. 1784 an Kurfürst Carl Theodor: „Von Euer Churfürstlichen Durchlaucht hat mein Bruder Theodor Traitteur sich die höchste gnade erbetten, als Professor der Geschichte oder sonstigen noch unbesezten fachs bei der Philosophischen Facultät zu Heidelberg aufgestelt zu werden, und Ich hab die unterthänigste Erklärung gethan, daß, wenn dieses gesuch gnädigst genehmiget werden wolte, [ich] willig und bereit seie, bei nemlicher facultaet die professur der civilbaukunst und practischen geometrie ohne Besoldung zu übernehmen ... (Ich unterfange mich,) anbei zu bemerken, daß, so fern Euer Churfürstliche Durchlaucht mich und meinen Bruder als öffentlich-ordentliche Lehrer bei der philosophischen facultät zu Heidelberg aufzustellen gnädigst geruhen selten, Ich nicht allein das lehramt der civilbaukunst und practischen geometrie ohne besoldung übernehmen, sondern auch im fall über die militairbaukunst kein Ingenieur abgegeben werden kann, dieses fach mit zu besorgen und damit das lehramt der baukunst denen dahier sich zahlreich einfindenden französischen officiers auch dienlich ist und dieselben mehr beigezogen werden, in französisch so wie in deutscher sprache Vorlesungen zu halten ...“ (GLA Abt. 205, Fasz. 527)
Zu o.g. „Bewerbungsschreiben“ erstellen Rektor
Heddäus und die Professoren des Generalstudiums
für die Oberkuratel nachstehendes Gutachten vom
10. Nov. 1784:
„Hiesige hohe Schule wünschte sehr, daß die zu
Erlernung nötig und nützlichen Wissenschaften
annoch abgängige Lehrstühle mit würdig und
geschickten Männern bestellt seyn würden und die
Lehrbegierige Jugend in allen stücken sich zum
besten des Staats- und Vaterlands hinlänglich
befähigen könnte: Allein der Academische Fiscus
ist außer allen stand, sich durch Abgab einiger
Besoldung nur den mindesten Last aufbürden zu
lassen, jenem fallet es jetzo schon äußerst schwehr,
denen dermahligen Lehrern die gnädigst
angewiesene Bestallungen in Geld, Wein und Frucht
abzugeben, auch die viele Baulichkeiten und sonstige
Ausgaben mehr zu bestreiten ...
(Johannes Andreas T.) erbiethet sich ... zur
ohnentgeltlichen Lehre der Civil- und
Militair-Baukunst ... Wir können dem Gesuch ...
um da weniger entgegen seyn, als wir bereits von
dessen besizenden Geschicklichkeit hinlänglich
überzeuget seynd, hiedurch das academische
dearium [= diarium] nicht beschwehret wird und
jedermann die Gelegenheit verschaffet wird, die
Baukunst mit Nuzen erlernen zu können ...“ (GLA
Abt. 205, Fasz. 527)
Die „Acta sacrorum secularium“ erwähnen anläßlich der 400-Jahrfeier der Universität Heidelberg 1786 die formale Verleihung des Titels eines Doktors der Philosophie zur Aufwertung einiger Wissenschaftler, die an der Phil. Fak. tätig sind. Zu diesen zählen auch T. und sein Bruder Karl Theodor. (Vgl. Acta secularium (1787) S. 166, 322 f.)
E
1786 Dr. phil. H
Qu
UAH A/PA; UAH A-160/105 [=1, 3, Nr.
118b] fol. 300r-302v, 452r,v, 517v; GLA Abt. 205,
Fasz. 387, 526f., 595, 964; Bf. UBH; Nachl. GLA
Karlsruhe; Stadt A H Contractenbuch Bd. 11, S.
122, 470; Acta secularium (1787) S.315f., 322f.;
Winkelmann 2 (1886) S. 297 Nr. 2354,313 Nr. 2475,
318 Nr. 2503, 321 Nr. 2521; Toepke 4 (1903) S.266,
337 Anm. 5, 345 Anm.2; Taufbuch Kath. Pfarramt
St. Maria Philippsburg; Kirchenbücher St. Paul
Bruchsal im Generallandesarchiv Karlsruhe;
Auskunft Priv.-Archiv Karl Eichhorn, Bruchsal
W
Die Wasserleitung nach Mannheim ... Mannheim
1790. - Die Wasserleitung von Mannheim .... nebst
der Nachricht, wie weit das im Jahr 1790
angefangene Werk gediehen und welchen Nutzen
seine Vollendung Mannheim gewähren wird.
Mannheim 1790. - Landau, die französische
Festung, kann durch Inundation mit wenig kosten
in kurzer Zeit gewonnen werden. Heidelberg 1793. -
Die schreckliche Geschichte der Wasserleitung, die
unerhörte Behandlung und die schreiende
Klage, welche der höchsten Entscheidung Seiner
Kurfürstl. Durchlaucht unterlieget. Mannheim 1798.
L
Hautz 2 (1864) S. 300; Heinze, Rudolf:
Heidelberger Universitätsjubiläen ... Heidelberg
1884. S. 39 Anm. 59; Hirsch, Fritz: Von den
Universitätsgebäuden in Heidelberg. Heidelberg
1903. S.80f., 90-98; Walter l (1907) S.887-892 et
passim; Rosenlehner, August: Zur
Lebensgeschichte des kurpfalzbayrischen
Bibliothekars und Hofhistoriographen Karl Theodor
von Traiteur [!] <1756-1830> in: Mannheimer
Geschichtsblätter 9. Jg. (1908) Nr. 8 und 9, Sp.
171f.; Waldeck, Florian: Alte Mannheimer
Familien. III. T. in: Mannheimer Geschichtsblätter
22. Jg. (1921) Sp. 112-114; ders.: Von Traitteur in:
Alte Mannheimer Familien. Mannheim 1922.
(Schriften der familiengeschichtl. Vereinigung
Mannheim. 2.) 2.T. S.48-64; Traitteur, Carl von:
Ursprung der Familie von Traitteur in: Mannheimer
Geschichtsblätter 32. Jg. (1931) Sp. 58-61; Fuchs
(1963) S. 361, 544, 589; Sippenbuch der Stadt
Philippsburg ... Bearb. und erg. von Wolfgang H.
Collum. (Hrsg. von Albert Köbele.) Grafenhausen
bei Lahr 1975. (Badische Ortssippenbücher. 36.)
Reihe A. Bd. 62. S. 566. Nr. 5144; Gantner (1985)
S.140f., 156 Anm. 25; Gensichen (1985) S. 120f.;
Juschka I (1985) S. 51 f.; Juschka II (l985) S. 74;
DBA 1280, 3 f. P Bildersammlung UAH; Kurpfälz.
Museum H.
Zur Inhaltsübersicht Historia Mathematica Heidelbergensis Homo Heidelbergensis Heidelberger Gelehrtenlexikon