Mathematiker im Heidelberger Gelehrtenlexikon:
Sebastian Münster

Heidelberger Gelehrtenlexikon / Dagmar Drüll. - Heidelberg
Bd. 0. 1386-1651. - 2002, S. 397-399

Münster, Sebastian

1524-1529 Art.-Fak.

1524-1529 Hebräische Sprache

*   20. Jan. 1488 Ingelheim am Rhein
†   26. Mai 1552 Basel
seit 1529 ref.
V   Andreas M. (+ vor 1534) Spitalmeister
M   N. N.
  ca. 1530 Anna Selber verw. Petri (ca. 1490-ca. 1570)
K   1 T, 1 Stief-S: Heinrich Petri (1508-1579) Drucker und Verleger in Basel, s. ADB 25 (1887) S. 521
Vw   mind. 2 Neffen, u.a. Joseph M. (* ca. 1512) 1539 Advokat am Reichskammergericht in Speyer, 1540-1543 Dozent für Recht an U Frankfurt/Oder, s. Burmeister (1963) S. 12; Andreas M. (* ca. 1515) seit 1549 Pfarrer in Neckarbischofsheim, s. Burmeister S. 12

Lb   1505 Besuch der Franziskanerklosterschule in H; 24. Mai 1506 Eintritt ins Kloster ebd.; 1506-1529 Mitgl. des Franziskanerordens; 1507 Profeß; zwischen 1507 und 1509 Studienaufenthalte in Löwen (?), dann Freiburg/Br.; 1509 Forts, der Studien bei Konrad Pellikan ((1470-1556), s. DBE 7 (1997) S. 592) im Minoritenkloster Rufach (Elsaß); Sept. 1511 Famulus von Pellikan, jetzt Guardian des Klosters Pforzheim; 18. Apr. 1512 Primiz; Ende 1514/Anfang 1515 Lektor für Theologie, Philosophie an Klosterschule in Tübingen; Ende 1518/Anfang 1519 Lektor für Theologie an Klosterschule in Basel.
H: 1521-1523 Lektor an Klosterschule; 4. Aug. 1524 erstmals als Lehrender an U erwähnt (a); 1524-1529 Inhaber der Lektur für Hebräisch an Art.-Fak. als Nachf. von Johann Boeschenstein mit e. jährl. Besoldung von 1525: 25 Gulden, seit 1526: 30 Gulden (s. Z); 27. Apr. 1525 U genehmigt M. einen zweimonatigen Aufenthalt in Basel zur Überwachung der Drucklegung seiner Schriften (b); ca. Okt. 1525 - März/Mai 1526 kurfürstl. Hofprediger, s. Bessert (1902) S. 289, 402; Juli-Nov. 1526 Aufenthalt in Basel (s. Z); 10. Jan. 1527 Senat der U beschließt, M. keine Besoldung für die Zeit seiner Abwesenheit im vergangenen Jahr zu zahlen (f); 12. Aug. 1528 U genehmigt M., bis zum Ende der Ferien (Mitte Okt.) ins Elsaß zu reisen (g); zwischen 3. und 5. Jan. 1529 Georg Schwartz, der am 12. Aug. 1528 von der U den Auftr. erhielt, die Geschäfte der „theologie“ zu vertreten (g), wird vom Senat aufgefordert, das volle Gehalt an M. auszuzahlen, damit er dadurch zu größerem Einsatz bei seiner Lehrtätigkeit an der U angeregt werde (h); Ende Mai 1529 Ruf an U Basel.
Basel: 1529-1552 Prof. für Hebräisch an Theol. Fak. der U als Nachf. von Pellikan; Anfangsbesoldung beläuft sich auf 60 Gulden zwischen 1542 und 1544 Zulage von insgesamt 48 Gulden; 1. März 1542 Berufung auf den theol. Lehrstuhl unter der Bedingung, binnen eines Jahres den theol. Doktorgrad zu erlangen (i); Herbst 1544 Niederlegung der theol. Professur; weiterhin Inhaber der Lektur für Hebräisch.
Forschungsreisen: u. a. 1526 am Mittelrhein, 1530 (?) Nordostschweiz, vor 1540 im Gebiet des unteren Main, 1537, 1541, 1543 Schwaben, 1542 Westschweiz, Mai, Juni 1546 Südostschwaben, Juli, Aug. 1546 Wallis.

Der Holzschnitt „Hohe Schul zu Heydelberg“ (s. Kettemann (1986) S. 33 Abb. 11), sowie e. der ältesten Ansichten Heidelbergs aus dem Jahr 1527 (s. ders. S.37 Abb. 13) und die früheste detaillierte Gesamtansicht der Stadt von 1550 (s. ders. S. 40 Abb. 15) stammen von M.

Während seines Aufenthalts in Heidelberg lebte M. im Franziskanerkloster auf dem heutigen Karlsplatz; hier wurde zur Erinnerung an ihn 1978 ein Brunnen errichtet (vgl. Jansen (1985) S. 396 Anm.4, Riedl, Peter Anselm: Neue Brunnen in Heidelberg in: Heidelberger Altstadtbrunnen ... Heidelberg 1996. (Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg. Sonderveröffentlichung. 7.) S. 96-100,107 Anm. 2).

Z   30. Sept. 1525: M. bittet die Universität Heidelberg um Erhöhung seiner Besoldung, die weniger als die Hälfte der übrigen Gehälter seiner Kollegen beträgt; der Senat antwortet ihm, daß die Universität aufgrund der geringen Studentenzahl und der Geldknappheit dem Orden 20 Gulden geben könne und ihm für seinen privaten Nutzen 5 Gulden (c).
14. Juni 1526: Senat der Universität Heidelberg teilt Kurfürst Ludwig V. mit, daß M. mittlerweile 30 Gulden an Besoldung erhält, in der „hoffnung, er werde stettigs by unß plieben, seyner verordneten lecturen zu nutz und wolfart syner schuller ... “. Nun will M. erneut die Universität bis zum 29. Sept. verlassen, um nach Basel zu reisen. Der Senat bittet den Kurfürsten um abschlägigen Bescheid (d). Erst nach Vermittlung des Bischofs von Trient, Bernhard Cles, gewährt Ludwig V. den Urlaub bis Mitte Okt. Am 5. Okt. schreibt M. aus Basel und bittet um eine weitere Beurlaubung bis Ende Nov., die ihm wohl gewährt wird (e).

Siehe auch Johann Boeschenstein

Qu   UAH RA 657 fol. (a) 61v, (b) 79r, (c) 90r, 130r-131r, (d) 136r, 163r, (e) v, 164r, (f) 170r, (g) 207r, (h) 214v; RA 290 S. 73-75; Winkelmann 2 (1886) Nr. 755, 760 (s. hierzu Burmeister S. 38 Anm.152); (i) Burmeister (1963) S. 59 Anm. 253; Briefe S. M.s. Lat. und dt. Hrsg. und übers, von Karl Heinz Burmeister. Ingelheim 1964.
W   Calendarium hebraicum. Basel 1527. - Hebraica Biblia. 2 Bde. Basel 1534-1535 u.ö. - Cosmographia. Basel 1544. (Zahlr. Ausg. und Übers.) (UBH; s. Bibliotheca Palatina [1] (1986) S.236f.) - Siehe Bibliotheca Palatina [2] (1986) S. 18 f., BBKL 6 (1993) Sp.316-326, NDB 18 (1997) S.540f.
L   Sohn (1615) S.57; Geiger (1870) S.74-88 u.ö.; ADB 23 (1886) S. 30-33; Bonjour (1960) S. 156f., 217, 226 u.ö.; Professoren Basel (1960) S.28f.; Burmeister, Karl Heinz: S. M. Versuch e. biogr. Gesamtbildes. Basel u. a. 1963. (Basler Beiträge zur Geschichtswiss. 91.) S. 59 Anm. 253; Encyclopaedia Judaica 12 (1971) Sp. 505f.; Jansen (1985) S. 392, 396 Anm. 4; Kettemann, Rudolf: Heidelberg im Spiegel seiner ältesten Beschreibung. Heidelberg 1986. S.24-26, 29, 38 u.ö.; RGG 4 (1986) Sp. 1182t; BBKL 6 (1993) Sp.316-326; NDB 18 (1997) S. 539-541; LThK 7 (1998) Sp.534; Bucer (2001) S. 18f. u.ö.
P   Kurpfälz. Museum H; Professoren Basel S. 29; Briefe M.s (1964) S. 195-197 u.ö.

Abkürzungsverzeichnis

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