Mathematiker im Heidelberger Gelehrtenlexikon: |
Jérôme, Christophe CMiss
1784 Phil. Fak.
Mathematik
* | 7. Okt. 1761 St. Michel (jetzt: St.-Mihiel) (Lothringen) |
† | ?
kath., seit 1785 ref. |
V | Jean François J. (1727-1767) Gerichtsdiener |
M | Marie Anne de Bar (+ nach 1786) |
vor 1797 Marie Anne Castel | |
K | 2 S, 1 T |
Lb 22. Okt. 1778 Eintritt in CMiss Paris; 23. Okt. 1780 Ablegung der Gelübde; nach 1780 Subdiakon Worms; 21. Nov. 1782 Immatrikulation H zum Stud. der Theologie; 20. Dez. 1783 Diakonatsweihe Worms; Mai 1784 Ern. zum o. Prof. H als Nachf. von Johannes Matthäus Kübel; außerdem Prokurator des Stifts Neuburg H; 12. Mai 1784 Vereidigung und Aufnahme in Senat der UH; 8. Nov. 1784 Austritt aus CMiss; 20. Dez. 1784 auf eigenen Antr. Entlassung UH; 1785 Hofmeister bei Herrn von Luternau in der Schweiz; 8. Juli 1785 übertritt zur ref. Kirche in Bern; Anfang 1787 Aufenthalt in Gotha; dann Rückkehr nach Lothringen; seit 1797 Lehrer in St-Michel
Z
Am 2. Jan. 1787 berichtet der Superior der
CMiss, Peter Anton Saligot, an Kurfürst Carl
Theodor über den aus der Kongregation ausgetretenen
J., daß er „der allgemeinen aussage nach die
Religion verändert haben (soll) und sich ... in einer
dem geistlichen stand gar nicht angemessenen
Kleidung (befindet), besonders mit einem Haarzopf
zu Heidelberg in des gedachten (Sprachmeister)
Castel behaußung und, wie es heißt, um die
Castelische tochter abzuholen und sich mit ihr zu
verehelichen.
Die Congregation hat über denselben keine Gewalt
mehr, doch ist ihr daran gelegen, daß diese der
Catholischen Religion sehr nachtheilige ärgerniß
auf der stelle und ohne einigen Verzug gehoben
[werde] ...“ (GLA Abt. 204, Fasz. 1719)
Am 4. Jan. 1787 wird - laut Protokoll - nun auf
Befehl der kurfürstl. Regierung J. „durch
Stadtamthsregistrator ... Müller auf dahiesiges
Rathhauß ... gebracht und ... in dem gewöhnlichen
Commissionszimmer in Civilverwahrung
genommen ... “ J. werden sechs Fragen gestellt;
unter anderen, wie lange er der Kongregation
angehörte, und aus welchem Grund er sie
verlassen habe? Antwort: „Nachdem die
Congregation in der Pfalz gestiftet worden, seie er
in der absieht hieher geschicket worden, um ein
lehramt anzutretten, so wie er dann auch wirklich als
professor der
Mathematiques bei der dahiesigen hohen schule angestellet
gewesen seie. Nun habe er unterm 8. Nov. 1784 die
Congregation verlassen, er seie aber nicht aus
derselben entwichen, noch weniger verstoßen
worden, sondern mit Wissen des Herrn Superiors
Salicot [= Saligot] und dahmaligen Vorsteher Herrn
Holleville ausgetretten ... Er seie auch von dem tag
seines austritts bis an den ersten hornung 1785 ganz
ruhig, ungehindert und in aller Sicherheit dahier in
Heidelberg gewesen, ohne daß der dermahlige
Superior und dermahlige professor Salicot noch der
dermahlige Vorsteher Herr Holleville ihn dasjenige
gefragt habe, worüber er anjezo gefraget würde.
Nach seinem Austritt aus der Congregation habe er
bei einer hochlöblichen Universität seine
dimission gefordert, um nach seinem Vaterland
zurückzukehren, es seie ihm aber damals befohlen
worden, seine Lehre fortzusezen, bis seine
Churfürstliche Durchlaucht anderst würden
verordnet haben; er habe es gethan und seinen
Unterricht bis den 20. Dez. fortgesezet ... Er seie
schon erwähnten ... 1. hornung 1785 von dahier
abgereiset, ohne einige hinderniß von Seiten der
Herrn Laceristen zu erfahren, die ihm im gegentheil
noch seinen Antheil an der Professorsbesoldung
durch den seeligen H[errn] Professor Kleiner in
gegenwart des H[errn] Professors Kübels hätten
zahlen lassen... Er seie... aus der Congregation
getretten, theils wegen des Verdrusses, den ihm
einige Mitbrüder verursacht hätten, theils weil er
durch seine Eltern gezwungen worden sei, einen
Stand anzunehmen, für welchen er keine Neigung in
sich fühle... Um die mehrmalen widerhohlten
drohungen seiner Eltern von sich abzuwenden, und
ohne sich selbst zu kennen, habe er ... seine Gelübde
... abgeleget, ... eben weil ihn seine Eltern bedrohet
hätten. Als er aber immer mehr und mehr inne
geworden seie, daß er zum geistlichen stande gar
nicht geneigt seie und in diesem stande ohnfehlbar
... immer unglücklich sein würde, so habe er
gesucht, von dem losgesprochen zu werden, als er
aber durch verschiedene Briefe ersehen habe, daß
es nicht möglich wäre, so habe er die grundsäze der
reformirten Kirche überleget, und nach reifer
Erdaurung derselben und überzeugung ihrer
Wahrheit seie er in die Schweiz gegangen, wo er
sich ... zur reformirten Kirch bekannt habe und
noch wirklich bekenne ...“
Des weiteren wird J. gefragt, ob er nicht in der
Absicht nach Heidelberg zurückgekehrt sei, um die
Tochter des Sprachmeisters Castel zu ehelichen?
„Nein, in dieser Absicht seie er dermalen nicht
anhero gekommen, er seie blos auf einer durchreiß
begriffen, habe seinen alten guten Freund [Castel]
besucht und seinen Coffre erwartet in dem festen
Vorsaz, dieser tage seine Reiß nach Gotha
fortzusezen ... “ (GLA Abt. 204, Fasz. 1719)
Qu
UAH A/PA; UAH A-160/102 [=1, 3, Nr.
117a] fol. 172r; GLA Abt. 204, Fasz. 1719; GLA
Abt. 205, Fasz. 652a; Toepke 4 (1903) S. 325, 336
Anm. l; D'acte de naissance in Mairie de St.-Mihiel;
Auskunft Direction des Services d'Archives
Bar-le-Duc in Mairie de St.-Mihiel; ergebnislose
Anfrage Archives municipales Metz
W
-
L
Haas (1960) S.58f., 111f.
Zur Inhaltsübersicht Historia Mathematica Heidelbergensis Homo Heidelbergensis Heidelberger Gelehrtenlexikon