Portraits von Sebastian Münster

(Alle Bilder sind für vergrößerte Abbildungen anklickbar.)

Von Sebastian Münster existieren im Grunde genommen nur drei Portraits, von denen allerdings das letzte vielfach aufgenommen und variiert wurde.

1.   Ölgemäde von 1530/35

Eine um 1600 hergestellte Kopie des verloren gegangenen Bildes befindet sich auf der linken Seite ganz oben in der Mitte in der Aula des Naturhistorischen Museums in Basel. Mein eigener Fotoversuch scheiterte am mangelnden Licht. Eine Schwarzweiß-Abbildung des Gemäldes (Abb. 3, neben S. 80) befindet sich jedoch in der Schrift Das Museum an der Augustinergasse in Basel und seine Porträtgalerie von Paul Leonhard Ganz, Basel, 1979 [Signatur UB Heidelberg: 80 A 13710].

Als Bildersatz möge die Beschreibung im Aufsatz Die Bildnisse Sebastian Münsters von Ernst Emmerling dienen, die als Anhang (S. 195-197) den von Karl Heinz Burmeister 1964 herausgegebenen Briefen Sebastian Münsters beigegeben wurde.

Das älteste Bildnis Münsters befindet sich in der alten Aula der Universität Basel und nimmt in der umfangreichen Professorengalerie einen hervorragenden Platz ein. Das Porträt ist auf Leinwand gemalt und mißt im Rahmen 64 zu 55 cm. Der Dargestellte ist durch eine ausführliche Inschrift am oberen Rand gekennzeichnet. Münster trägt schwarze Kleidung, schmalen weißen Halskragen und ein schwarzes Barett. Vom dunkel olivgrünen Hintergrund hebt sich der plastisch behandelte Kopf mit seiner frischen Gesichtsfarbe lebhaft ab. Münster scheint in den besten Mannesjahren zu stehen und wirkt robust und kraftvoll. Wenn wir das Bildnis zu datieren versuchen, so müssen wir bedenken, daß der Gelehrte 1529 nach Basel kam, die Universität aber nicht vor 1532 ganz auf- und ausgebaut war. Erst nach diesem Zeitpunkt erscheint Münster in der Matrikel. Vorher kann das Bild demnach nicht gemalt worden sein. Er war damals dreiundvierzig Jahre alt.

2.   Ölgemälde um 1548 von Jörg Amberger

Sebastian Münster war 1547 zum Rektor der Universität Basel gewählt worden. In dieser Eigenschaft nahm er 1548 am Augsburger Reichstag teil. Das bekannte Bild des Augsburger Malers Jörg Amberger zeigt ihn im Rektorornat. Es befindet sich im Museum Berlin-Dahlem der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Spiegelbildlich wurde es in einer Lithographie von P. Gross wiedergegeben.
Königlich Preußische Gemälde-Galerie Berlin, 52 Kreidezeichnungen in Tondruck. Hrsg. von G. Ed. Müller. Mitarb. P. Gross, tätig in Berlin um 1800 bis 1824.
(Abbildung aus dem Universitätsarchiv Heidelberg; auch unter Bild-ID 77931 in der Heidelberger Bilddatenbank HeidICON vorhanden.)

Diese Lithographie wurde von 1962-1991 für den 100-DM-Schein verwendet.    

3.   Holzschnitt aus der Cosmographia

Ab der Ausgabe von 1550 erschien auf Seite 2 der Cosmographia ein Holzschnitt, der Sebastian Münster im Alter von 60 Jahren zeigt (oben links). Er stammt wohl von seinem Mitarbeiter Hans Rudolf Manuel Deutsch (1525-1571).
Abgedruckt z.B. in Von einem, der daheim blieb, die Welt zu entdecken / Günther Wessel, S. 292

Die Abbildung in der Mitte ist im Universitätsarchiv Heidelberg

Das Bildnis Münsters ist in folgenden Ausgaben der Cosmographia zu finden [In eckigen Klammern ist jeweils die Signatur des Exemplars der Universitätsbibliothek Heidelberg angegeben.]:
1550 lat. [A 219 C Folio RES], 1552 lat., 1552 franz., 1554 lat., 1556 franz., 1558 ital. [A 219 E Folio RES], 1559 lat., 1567 dt. [A 219 D Folio RES], 1572 lat. [A 219 H Folio RES], 1574 dt. [A 219 K Folio RES].
Die deutsche Ausgabe von 1578 zeigt einen anderen Holzschnitt. Die Darstellung ist spiegelbildlich zur alten. Das Bild ist in einen ovalen Rollwerkrahmen eingefasst, so dass die Hand und das Buch nicht mehr zu sehen sind. Diese Darstellung wird in den Auflagen 1588 dt. [A 219 F Folio RES], 1592 dt., 1598 dt., 1614 dt. [A 219 G Folio RES] und der letzten Ausgabe von 1628 [A 219 J Folio RES] (oben rechts) verwendet.

Der Holzschnitt in der Cosmographia ist das Vorbild der Darstellung Sebastian Münsters in mehreren Biographiesammlungen.


Theodor Beza:
Icones, id est verae imagines virorum doctrina simul et pietate illustrium. - Genf, 1580
UB-Signatur: 86 MA 1::1,145
Abgedruckt in Neue Forschungen zu Sebastian Münster / Karl Heinz Burmeister, S. 13
ohne

Abb.


André Thevet:
Les vrais pourtraits et vies des hommes illustres. - Paris, 1584. - S. 559
UB-Signatur: 89 MA 246::H2299/H2310. Das Bild ist auf dem Fiche H2308.

Nicolaus Reusner:
Icones sive Imagines virorum literis illustrium. - Straßburg, 1587.
UB-Signatur: Cod. Heid. 370,30
Holzschnitt von Tobias Stimmer? (1539-1584)
Die Ausgabe von 1719 wurde in Rahmen des Camena-Projektes von der Universität Mannheim digitalisiert (S. 114).

Galle, Philips:
Imagines L. doctorum virorum, qui bene de studiis literarum meruere. - Amsterdam, 1587
Abgedruckt in Netherlandish artists - Philips Galle / Arno Dolders. - (The illustrated Bartsch ; 56), S. 477
UB-Signatur: LSA Kunst-LD 001::56

Boissard, Jean Jacques:
Icones Virorum Illustrium. Frankfurt a.M. 1597 bis 1599. Kupferstich von Theodor de Bry (1528-1593)
Bild aus dem Universitätsarchiv Heidelberg
UB-Signatur: 88 A 1908 RES
Die Ausgabe von 1669 wurde in Rahmen des Mateo-Projektes von der Universität Mannheim digitalisiert (S. 182).

Jacob Verheiden:
Praestantium aliquot theologum ... Affbeeldingen von sommighe Mannen, die bestreden hebben den roomschen Antichrist. S'Gravenhage 1602. Kupferstich von Henricus Hondius (1573-1666)
Abgedruckt in Neue Forschungen zu Sebastian Münster / Karl Heinz Burmeister, S. 34

Johann Jakob Brucker:
Ehren-Tempel der deutschen Gelehrsamkeit. - Augsburg, 1747. - S. 137
Schabkunstblatt von Johann Jacob Haid (1704-1767)
UB-Signatur: F 3056 RES
Bild aus dem Universitätsarchiv Heidelberg

Universitätsarchiv Heidelberg

Weitere Angaben zu dem Bild konnte ich nicht ermitteln.

Zu der Cosmographia von 1628 schuf Matthaeus Merian ein neues Vortitelblatt, in dessen unterem Drittel Sebastian Münster dargestellt ist.

Münster, Sebastian:
Cosmographia, das ist: Beschreibung der gantzen Welt ... - Basel, 1628
UB-Signatur: A 219 J Folio RES

Die Graphische Sammlung der UB Heidelberg enthält eine Reihe aus der Cosmographia abgeleiteten Münster-Portraits: siehe die Bild-IDs   4620,   4871,   77917,   77918 und   77932 in der Heidelberger Bilddatenbank HeidICON.


Redaktion:   Gabriele Dörflinger   20.08.2012

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