Heidelberg-Panorama links Heidelberg-Panorama rechts

 Sebastian Münsters Heidelberg

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Heidelberg verdankt Sebastian Münster mehrere Abbildungen, die sich vor allem in seiner Cosmographia finden.

Die Cosmographia enthält neben zahlreichen kleinen Holzschnitten eine Reihe doppelseitiger Stadtabbildungen. Darin ist das große Panorama - hier in der deutschen Ausgabe von 1550 - das wohl als ältestes Panorama von Heidelberg gelten darf.
Heidelberg, Tafel I   (kolorierte Version)

Etwas östlich von der Heiliggeistkirche - Der hylig geist / S. Spiritus - sehen wir den spitzen Dachreiter des Franziskanerklosters, in dem Sebastian Münster lebte. Münster hat es mit der Beschriftung Barfüßer versehen. Sebastian Münster hielt sich als Klosterschüler von 1506-1507 und als Lehrer und Universitätsdozent von 1621-1629 in dem Kloster auf.
     
Heidelberg, Tafel I, Ausschnitt Hepp, S. 29

Matthaeus Merian (rechts oben) hat das Kloster in seinem großen Panorama von 1620 präziser gezeichnet.

      1320 wurde das Kloster, das sich vorher außerhalb der Stadt befand, auf dem heutigen Karlsplatz errichtet. Von 1565 bis 1622 befand sich die Lateinische Stadtschule im Kloster. Nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly diente das Gebäude bis 1633 (Eroberung Heidelbergs durch Gustav II. Adolf) wieder als Franziskanerkloster. 1698 erhielten die Franziskaner ihr Kloster bis zur Säkularisierung zurück. Das Kloster wurde 1803 abgerissen und an seiner Stelle entstand der Karlsplatz. Seit 1978 schmückt ihn der von Michael Schoenholtz entworfene Münsterbrunnen.

      (links)
Ebenfalls für die Cosmographia entstand der Holzschnitt Hohe Schul zu Heydelberg. Wenn die Szene überhaupt einen konkreten Raum darstellt, handelt es sich um die ehemalige Synagoge, die Marienkapelle.
(Auch Bild-ID 6390 in der Heidelberger Bilddatenbank HeidICON.)

(rechts)
Matthaeus Merian überliefert in seinem großem Panorama das Äußere der Kapelle.

     
Kettemann, S. 33 Hepp, Ausschnitt aus Panorama

      Ruprecht II. vertrieb 1390 die Juden aus Heidelberg. Etliche der Judenhäuser schenkte er der Universität, die bis dahin kein eigenes Gebäude hatte. Dabei befand sich auch die Synagoge, die zur Marienkapelle geweiht wurde und neben Universitätsgottesdiensten auch als Hörsaal diente.
Der Bau wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. An seiner Statt wurde Anfang des 18. Jahrhunderts das Haus Wilckenhausen errichtet. Der Architekt war wahrscheinlich Johann Adam Breunig.

In diesem Haus wohnte um 1860 der Mathematiker Adolph Mayer, als er in Heidelberg bei Otto Hesse studierte. Adolph Mayer gehörte zu dem Gründern der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Sein bedeutendster Schüler war Felix Hausdorff.

Bereits im Jahr 1527 zeichnete Sebastian Münster die Alte Brücke als Mittelpunkt eines Kalenders, des sogen. Kalendarium Hebraicum. Die Abbildung ist seitenvekehrt.
Man erkennt deutlich die Brückentürme und die Heiliggeistkirche. Das Gebäude links von der Heiliggeistkirche mit dem spitzen Türmchen ist wohl das Franziskanerkloster.
Oben am Berg sind die beiden Burgen erkennbar: das "Alte Schloß" in Höhe der Molkenkur und das große Schloß auf dem Jettenbühl.
(Sie sehen den ganzen Kalender, wenn Sie auf das Bild klicken.)
Kettemann, S. 37
Der Jüdische Kalender ist ein Mondkalender, bei dem Zusatzmonate eingefügt werden, um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen. Der Monat umfasst alternierend 29 und 30 Tage (Mondumlauf 29,5 Tage). In einem 19-jährigen Zyklus wird im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr je ein Schaltmonat eingefügt.
Der Kalender Münsters zeigt in einer spiralförmigen Anordnung zwei Jahre mit je 12 Monaten und ein drittes mit 13 Monaten. Der Jahresbeginn des 4. Jahres stimmt wieder mit dem Beginn des 1. Jahres überein.

Kettemann, S. 25
      Ein Jahr später, 1528, enstand eine Karte der Umgebung von Heidelberg: von Mosbach bis Landau und von Bretten bis Oppenheim. Sie ist bezeichnet als Heydelberger becirck uff 6 meilen beschriben (1 Meile = ca. 7,5 km) und gilt als älteste Regionalkarte Heidelbergs.
Sie ist die erste Landkarte, die Sebastian Münster erstellt hat; in seiner Cosmographia sollten noch viele folgen.
Die kleinen Orte sind durch Punkte markiert, die größeren durch Gebäudezeichnungen. Berge sind anschaulich eingezeichnet. Sogar die Markierung von Waldgebieten durch stilisierte Bäumchen fehlt nicht.
Vgl. Sebastian Münster: Erklerung des newen Jnstruments der Sunnen, nach allen seinen Scheyben vnd Circkeln, insbesondere die Karte http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/muenster1528/0029.

Sebastian Münster hatte zu dieser Zeit schon den Plan gefasst, Deutschland geographisch zu beschreiben. Er hatte erkannt, dass er dazu der Unterstützung anderer durch Beschreibungen, Ansichten und Karten bedarf. Die Heidelberger Karte sollte als Musterkarte dienen, um seine Mitarbeiter anzuleiten.

Vgl. Oehme, Ruthardt: Sebastian Münster und Heidelberg. - Braunschweig, 1963
Aus: Geographische Rundschau. - Nr. 5 (1963), S. 191-202
Signatur UB Heidelberg: 63 B 1513


Bildquellen:

Heidelberg : Geschichte und Gestalt / hrsg. von Elmar Mittler. - Heidelberg, 1996
ISBN 3-8253-7083-6
UB-Signatur: 96 B 795

Hepp, Frieder:
Matthaeus Merian in Heidelberg : Ansichten einer Stadt. - Heidelberg, 1993
ISBN 3-89426-064-5
UB-Signatur: 93 B 851

Kettemann, Rudolf:
Heidelberg im Spiegel seiner ältesten Beschreibung. - 2. Aufl. - Mannheim, 1991
ISBN 3-920671-03-1
UB-Signatur: 92 B 1434


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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