74. | Hauptstr. 48 Victor Mordechai Goldschmidt |
Viktor M. Goldschmidt 1923 |
Victor Mordechai Goldschmidt
(* 10. Februar 1853 in
Mainz, † 8. Mai 1933 in Salzburg)
lehrte von 1888 bis zu seinem Tod 1933 Mineralogie und
Kristallographie an der Universität Heidelberg.
Er war ein Kristallograph von Weltruf mit weitgespannten
Interessen. Er suchte nach einem Harmoniegesetz der Natur
in den Kristallen, aber auch in der Musik und der
Farbenästhetik. Von seiner großen Reise 1894/95 brachte
er zahlreiche völkerkundliche Objekte nach Heidelberg,
die den Grundbestand des Heidelberger Völkerkundemuseums
bildeten.
Viktor M. Goldschmidt wurde 1892 außerordentlicher Professor;
1907 wurde er zum ord. Honorar-Professor ernannt. Sein Doktorvater
Harri Rosenbusch (1836-1914) hatte die ordentliche Professur
für Mineralogie und Geologie von 1878 bis 1908 inne und leitete das
Mineralogisch-Geologische Institut.
Ihm folgte von 1908 bis 1926 Ernst Wülfing (1860-1930).
Das Universitätsinstitut befand sich in der Hauptstr. 47-51; das
Laboratorium Goldschmidts war ein Privatlaboratorium, das im
Adressverzeichnis der Universität nicht aufgeführt wurde.
Nach seinem Tod übernimmt seine Witwe den Vorsitz im Kuratorium der
Portheim-Stiftung. 1935 wird ihr die Arbeit dort als „Jüdin“
unmöglich gemacht;
infolgedessen legt sie am 18. September 1835 den Vorsitz nieder.
Da bereits ihr Vater katholisch getauft war und sie katholisch erzogen wurde,
musste ihr dieser Vorwurf absurd erscheinen.
Freunden gegenüber versichert sie noch in dieser schweren Zeit
„Mein Leben war ja schön!“
(Vgl. [MARZOLFF], S. 143)
Literatur:
Engehausen, Frank: Die Josefine und Eduard von Portheim-Stiftung
für Wissenschaft und Kunst 1919-1955. — Heidelberg [u.a.],
2008. — 248 S.
Marzolff, Renate: Leontine und Victor Goldschmidt. — Heidelberg, 2007.
— 185 S.
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
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Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis
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Sein Labor befand sich von 1897 bis 1926 in der Akademiestr. 1, dann
in der Hauptstr. 48.
1919 stifteten Viktor und Leontine Goldschmidt die
seiner Mutter und ihrem Vater gewidmete Josefine und Eduard
von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kultur. 1919-1921
erhielt die Stiftung in Heidelberg die Immobilien Bergstr. 98-104
(unbebaut), das Haus zum Riesen Hauptstr. 52, die Häuser
Augustinergasse 5a und 5b sowie das Palais Weimar Hauptstr. 235.
Bis 1924 folgten das Haus Brunnengasse 14, Bergheimer 12, Schlossberg 4,
die Häuser Steigerweg 29, 51, 57 und 59 sowie Hirschstr. 7a und 7b.
Außerdem wurden die Immobilien Bergstr. 79, Krämergasse 1 und das
bereits als Mieter genutzte Haus Hauptstr. 48 erworben.
(Vgl. [ENGEHAUSEN], S. 30-33.)
Ab den dreissiger Jahren wird die jüdische Abkunft Goldschmidts, der
selbst seit langen Jahren evangelisch getauft ist, problematisch.
Er, der immer Harmoniebedürftige, beschließt daher seinen 80. Geburtstag
1933 nicht in Heidelberg sondern
in Salzburg zu verbringen. In Salzburg erliegt er am 8. Mai seiner
Magenkrebserkrankung.
Um den Transport nach Theresienstadt am
22. August 1942 zu entgehen, vergiftet sie sich mit Veronal. Da sie keine
ausreichende Dosis für einen schnellen Tod zur Verfügung hat, stirbt
sie erst am 25. August.
Von besonderem mathematischen Interesse ist Goldschmidts Schrift
„Die
Entstehung unserer Ziffern“, die 1932 als 19. Band in
der Reihe Heidelberger Akten der Von-Portland-Stiftung erschien.
Hier leitet er die niedrigen Ziffern von den alten Ägyptern im Westen bis zu
den Japanern und Chinesen im Osten von Handgesten ab. So entstand die römische V
als Zeichen der gespreizten Hand und die römische X als Zeichen zweier
gespreizter Hände.