Heidelberg:
Joseph Schrieder

Der Hotelier Joseph Schrieder war in jungen Jahren Kellner auf einem Dampfschiff, das den Vierwaldstätter See befuhr, gewesen und hatte sich ein kleines Vermögen erspart.

1845 kam er nach Heidelberg und kaufte das unmittelbar neben dem Bahnhof gelegene Hotel Ernst. Er erweiterte das Hotel und gewann rasch einen großen Kundenkreis.

Am 3. Mai 1857 traf sich der Augenarzt Albrecht von Graefe mit elf Kollegen zum Gedankenaustausch im Hotel Schrieder. Aus diesem Treffen entstand 1863 die (Deutsche) Ophthalmologische Gesellschaft, die in Heidelberg im Hotel Schrieder, der Aula der Universität und der Stadthalle tagte.

Ungewöhnlich ist die Buchführung Joseph Schrieders, der den Gast bei der Abreise einfach fragte: „Was haben Sie gehabt?“ und aus diesen Angaben den Preis im Kopf ausrechnete.

1860 verkaufte er das Hotel und erwarb 1863 einen Teil des ehemaligen Annenfriedhofs, um hier ein Hotel zu errichten, das er „Schrieders Hotel Europäischer Hof“ nannte. Dies führte zu Verwechslungen mit seinem früheren Hotel am Bahnhof; dessen neuer Besitzer wehrte sich mit Anzeigen „Hotel Schrieder“, nicht zu verwechseln mit „Schrieders Hotel Europäischer Hof“ auf dem ehemaligen Friedhof.

Bereits 1865 verkaufte er auch dieses Haus und ließ sich 1867 in der Friedrich-Ebert-Anlage (damals: Leopoldstraße) 23a als Privatmann nieder.

Nach seinem Tod um 1873 erwarb seine Witwe das neugebaute Haus in der Sophienstr. 25, in dem sie bis 1889 lebte.

Literatur:

Büchler, Hellmut: Das Heidelberger Hotelwesen. — 1922. — S. 18-19

Heidelberger Adressbücher. — 1846 - 1874


Redaktion:   Gabriele Dörflinger  : August 2018

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