In den 20er Jahren bemüht sich die Universität,
das Raumangebot um den Ludwigsplatz
(heute Universitätsplatz) zu verbessern.
Mehrere Umbauprojekte scheitern an den
fehlenden Mitteln, bis der amerikanische Botschafter
in Berlin — ein ehemaliger Heidelberger
Student — Jacob Gould Schurman eine
finanzielle Spende amerikanischer Bürger in
Aussicht stellt. Die Mittel sind jedoch an
einen Neubau - „University Hall“ - gebunden.
Nach einem Architektenwettbewerb erhält
der Danziger Architekt Profssor Karl Gruber
den Auftrag für einen Neubau. An der
Südseite des Platzes muß das von Friedrich
Arnold 1828 errichtete Gebäude der
Museumsgesellschaft weichen. Der Entwurf
sieht einen Gebäudekomplex vor, der sich
um einen Innenhof entwickelt. Im Hauptgebäude
auf der Nordseite befinden sich mehrere
Hörsäle und die große Aula im Obergeschoß,
im West- und Südflügel weitere
Hörsäle und Institutsflächen. Beide Flügel
umschließen den mittelalterlichen „Hexenturm“
(vgl. Nr. 11). Von Professor Karl
Alöbiger ist die „Athena“ über dem Hauptportal
mit der Inschrift „Dem lebendigen Geist“
von Professor Friedrich Gundolf. Unter
dem Nationalsozialismus wird die „Athena“
1939-1945 durch einen Adler ersetzt mit der
Inschrift „Dem Deutschen Geist“.
Gruber entschließt sich für eine „zeitgemäße
und sachliche Architektur, aber nicht im
Sinne der Moderne“. Geschickt sind seine
Anspielungen auf mittelalterliche Bauformen
wie bei den hohen schmalen Fenstern des
Hauptbaus, der Flachdecke über der Aula und
beim mächtigen Dachüberstand.
Zusammen mit dem Gebäude der Alten Universität
(vgl. Nr. 73) und dem Triplexkomplex
(vgl. Nr. 258) entsteht hier das eigentliche
Zentrum der Universität. Das Kunstwerk
„Die Waage des Cusanus“ im Innenhof über
dem Tiefmagazin der Universitätsbibliothek
ist von Michael Witlatschil (1995).
Auszug aus:
Müller, Bernd:
Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag
der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1
Abschrift: 2004 Gabriele Dörflinger Kontakt
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