Architekturführer Heidelberg

Nr. 205,  Seite 196

Neue Universität
Grabengasse 3-5
1930-31, 1934 (Südflügel)
Karl Gruber

In den 20er Jahren bemüht sich die Universität, das Raumangebot um den Ludwigsplatz (heute Universitätsplatz) zu verbessern. Mehrere Umbauprojekte scheitern an den fehlenden Mitteln, bis der amerikanische Botschafter in Berlin — ein ehemaliger Heidelberger Student — Jacob Gould Schurman eine finanzielle Spende amerikanischer Bürger in Aussicht stellt. Die Mittel sind jedoch an einen Neubau - „University Hall“ - gebunden. Nach einem Architektenwettbewerb erhält der Danziger Architekt Profssor Karl Gruber den Auftrag für einen Neubau. An der Südseite des Platzes muß das von Friedrich Arnold 1828 errichtete Gebäude der Museumsgesellschaft weichen. Der Entwurf sieht einen Gebäudekomplex vor, der sich um einen Innenhof entwickelt. Im Hauptgebäude auf der Nordseite befinden sich mehrere Hörsäle und die große Aula im Obergeschoß, im West- und Südflügel weitere Hörsäle und Institutsflächen. Beide Flügel umschließen den mittelalterlichen „Hexenturm“ (vgl. Nr. 11). Von Professor Karl Alöbiger ist die „Athena“ über dem Hauptportal mit der Inschrift „Dem lebendigen Geist“ von Professor Friedrich Gundolf. Unter dem Nationalsozialismus wird die „Athena“ 1939-1945 durch einen Adler ersetzt mit der Inschrift „Dem Deutschen Geist“.
Gruber entschließt sich für eine „zeitgemäße und sachliche Architektur, aber nicht im Sinne der Moderne“. Geschickt sind seine Anspielungen auf mittelalterliche Bauformen wie bei den hohen schmalen Fenstern des Hauptbaus, der Flachdecke über der Aula und beim mächtigen Dachüberstand.
Zusammen mit dem Gebäude der Alten Universität (vgl. Nr. 73) und dem Triplexkomplex (vgl. Nr. 258) entsteht hier das eigentliche Zentrum der Universität. Das Kunstwerk „Die Waage des Cusanus“ im Innenhof über dem Tiefmagazin der Universitätsbibliothek ist von Michael Witlatschil (1995).

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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