Architekturführer Heidelberg

Nr. 130,  Seite 138

Universitätsbibliothek
Plöck 107-09
1901-05
Josef Durm

Das selbstbewußt-eigenwillig anmutende Gebäude der Univesitätsbibliothek befindet sich an der Stelle des früheren Schwarznonnenklosters in unmittelbarer Nachbarschaft zur Peterskirche (vgl. Nr. 7) und zum Gebäude der Neuen Universität (vgl. Nr. 205). Es handelt sich um eine große Vierflügelanlage mit reich gegliederten Schaufronten in rotem Sandstein um einen Innenhof.
Dabei steht der Südflügel mit seiner Fassade im Stil der deutschen und französischen Renaisance für den eher herkömmlichen Typ einer Saalbibliothek.
Die Magazinfluügel bestehen im Innern aus einer Stahlkonstruktion. Nach Außen ist der Rasterbau zusätzlich noch mit einer konventionellen Sandsteinfassade verkleidet, die jedoch erste Jugendstilelemente erkennen läßt. Deutlich zeigt die Anlage den Übergang von der Saal- zur Magazinbibliothek.
Besonders markant erscheinen der mächtige runde, einst mit einem Kupferhelm bedeckte Eckturm, der indessen nicht aus der Gebäudeflucht heraustritt, wie die bewegte Dachsilhouette mit nicht weniger als sechs unterschiedlichen Turmspitzen.
Der Formenschmuck der Außenfassade setzt sich auch beim Eingangsportal sowie im Gebäudeinnern fort. Die Karlsruher Bildhauer Hermann Volz, der auch das Bunsendenkmal (heute vor dem Gebäude Hauptstraße 47-51) schuf, und Hermann Binz führen die figürlichen und ornamentalen Arbeiten aus.
Die Universitätsbibliothek verwahrt Kostbarkeiten, wie die im frühen 14. Jh. entstandene Große Heidelberger Liederhandschrift, den sogenannten „Codex Manesse“, und ist die größte wissenschaftliche Bibliothek im Land Baden-Württemberg.
Heute ist die Bibliothek mit einem Tiefmagazin unter dem Hof der „Neuen Universität“ verbunden. Sie verfügt damit über eine Stellkapazität von ca. drei Millionen Bänden.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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