Architekturführer Heidelberg

Nr. 80,  Seite 84

Jesuitenkirche
Merianstraße 2
1712-23 / 1748-59 / 1866-72
Joh. Adam Breunig, Franz Wilhelm Rabaliatti

Die Jesuiten errichten mit ihrer barocken Kirche das katholilsche Pendant zu der von den Reformierten genutzten mittelalterlichen Heiliggeistkirche. Im Zentrum des Jesuitenviertels liegt sie mit 65m Länge und 30 m Breite an der Längsseite des unmittelbar angrenzenden Jesuitenkollegs (vgl. Nr. 81). Die Kirch ist dem Heiligen Geist und dem Ordengründer Ignatius von Loyola geweiht. Eine Besonderheit ist die barocke, dreischiffige, auf die Spätgotik verweisende Hallenkonstruktion ohne Empore. Interessant ist auch der Bezug auf die Gotik beim Maßwerk der großen Fenster.
In einem ersten Bauabschnitt entstehen von 1712-23 der Chorbereich und ein Teil des Langhauses. Die Fertigstellung insbesondere der charakterischtischen Hauptfassade nach dem römischen Vorbild „Il Gesu“ (Mutterkirche der Jesuiten) erfolgt von 1749-59. Dagegen wird der Turm erst zwischen 1866 und 1872 von dem erzbischöflichen Baumeister Friedrich Federle vollendet.
Der Figurenschmuck der Nordfassade ist der Werkstatt Paul Egells zuzuschreiben. Die Hauptfiguren sind: Über den Seitenportalen links Ignatius von Loyola, rechts der hl. Franz Xaver, in der Giebelmitte Christus mit Weltkugel und Kreuz, auf der Giebelspitze und auf beiden Seiten der Scheinfassade die Darstellung der Kardinalstugenden Glauben (oben), Liebe (links) und Hoffnung(rechts). Im Innern finden sich drei Hauptgemälde aus der Zeit der Umgestaltung von 1870/72. So das Hochaltargemälde „Ausgießung des Heiligen Geistes“ von Professor Andreas Müller, im östlichen Seitenschiff über dem Marienaltar das Bild „Himmelfahrt“ von Professor Ferdinand Keller und im westlichen Seitenschiff über dem Josephsaltar das Werk „Joseph mit dem Jesuskind“. Außerdem beherbergt die Kirche heute ein Museum für sakrale Kunst und Liturgie.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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