Architekturführer Heidelberg

Nr. 73,  Seite 80

Alte Universität
1712-35 / 1885/86
Johann Adam Breunig

Das alte Hauptgebäude der Universität - Domus Wilhelmina nach Kurfürst Johann Wilhelm, auf den die Anregung zum Bau zurückgeht - steht an der Stelle eines Vorgängerbaus aus dem 16. Jh. (Collegium Casimirianum, 1588-91). Diesem voran geht wiederum das 1396 gestiftete Dionysianum, eine Armenburse (Burse = gemeinschaftliche Wohnung mehrerer Studenten unter Aufsicht eines Magisters; modern ausgedrückt ein Studentenheim) für mittellose Studierende.
Der barocke, eher schlichte gehaltene Winkelbau mit seinem kleinen über dem Westflügel plazierten Uhrturm begrenzt mit seinen Fassaden die beiden Platzflächen. Daß sich hinter einem Teil der Fassade im ersten und zweiten Obergeschoß die zweigeschossige Aula befindet, ist der regelmäßig geteilten Lochfassade nicht anzusehen.
1786 stattet Johann Andreas Traitteur die beiden Bibliothekssäle (EG-Westflügel) im Louis-Seize-Stil aus. Im heutigen Senatssaal ist die einzige noch erhaltene Stuckdecke aus dem 18. Jh. zu sehen.
Zur 500-Jahr-Feier der Universität im Jahr 1886 gestaltet der Architekt Professor Josef Durm die zweigeschossige Aula im Stil der Neorenaissance um. Wände und Decken sind phantasievoll mit Holzverkleidungen dekoriert. Den Höhepunkt der Innenarchitektur bildet die Aulastirnwand mit der Marmorbüste des Großherzogs Friedrich I. von Baden bon Friedrich Moest und das Lünettenbild ,,Einzug der Pallas Athene in die Stadt Ruprechts I.'' von Ferdinand Keller. Neben diesen repräsentativen Räumlichkeiten beherbergt das Gebäude das Rektorat der Universität.
Unter der barocken Treppenanlage sind noch die alten Karzerräume des 18. Jh.s vorhanden. Sie werden Ende des Jh.s in das Nachbargebäude Augustinergasse 2 (vgl. Nr. 74) verlegt.
Seit 1996 beherbergt das Erdgescho0 das neu eingerichtete Museum der Universität.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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