Architekturführer Heidelberg

Nr. 69,  Seite 77

Großherzogliches Palais
Karlstraße 4
1717-19

Mit dem Bau des Adelspalastes wird unter Carl Philipp Freiherr von Hundheim begonnen. Baumeister ist der Darmstädter Hofarchitekt Louis Remy de la Fosse. Doch schon während der Bauphase folgen mehrere Eigentümerwechsel.
Wie bei dem gegenüberliegenden Palais Boisserée handelt es sich um ein langgestrecktes, zweigeschossiges Zeilenhaus, das 1843 klassizistisch umgestaltet wird. Auf der Südseite bilden die abgerückten Nebengebäude mit Freitreppe zum Garten und dem Hauptbaukörper eine Hofsituation. Zum Karlsplatz hin markiert ein Rundbogenrisalit die mittige Eingangssituation. Über eine dreiläufige Treppenanlage gelangt man in die Bel Etage. Hier befinden sich drei Appartements. Die beiden wichtigsten auf der Hofseite sind durch einen Saal miteinander verbunden, während das Appartement der Dame auf der östlichen Olatzseite liegt. Damit befinden sich die repräsentativen Räume auf der rückwärtigen Seite und nicht - wie zunächst vielleicht vermutet - hinter den Balkonfenster der Bel Etage. Auch die Treppe ist direkt an die Lochfassade rechts vom Eingang herangerückt. Stukkaturen sind aus der Erbauungszeit im Treppenhaus und insbesondere im südlichen Saal vorhanden. Aus der Werkstatt von Joseph Anton Pozzi sind die klassizistischen Stuckarbeiten in den Haupträumen auf der Platzseite.
Seit 1767 ist hier die kurpfälzische Landschreiberei untergebracht. Mit dem Übergang an Baden wird der stattliche zweigeschossige Putzbau als Wohnhaus für die Studienaufenthalte der großherzoglichen Söhne hergerichtet. Auch wird die Fassade klassizistisch umgearbeitet.
Seit den 20er Jahren dieses Jh.s hat hier die Akademie der Wissenschaften ihren Sitz. In der Platzmitte befindet sich der 1978 von Michael Schoenholtz errichtete Sebastian-Münster-Brunnen.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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