Das Palais mit der Kanzlei des kurpfälzischen
Hofkammerpräsidenten Franz von Sickingen
markiert mit dem gegenüberliegenden
Großherzoglichen Palais die Mitte des Karlsplatzes.
Beim Bau werden auch Steine des gesprengten
Dicken Turms der Schloßanlage verwendet.
Das Anwesen dient als Wohnhaus und Kanzleigebäude.
Daher erklärt sich der einbündige
Grundriß, d.h. der Flur entlang der Nordseite
mit Treppenhaus erschließt die zum Platz
hin orientierten Räume.
Im Erdgeschoß beginden sich Büros, Küche
und die Zimmer der Bediensteten. Die Wohnräume
liegen auf der Bel Etage. 1810-19
beherbergt das Haus die Wohnung und Kunstsammlung
der aus Maastricht stammenden
Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée. Für ihre
Sammlung altdeutscher und niederländischer
Gemälde, die letztlich den Grundstock
der Alten Pinakothek in München bilden
wird, interessiert sich auch Johann Wolfgang
von Goethe währnd zweier Heidelbergaufenthalte
(1814/15).
Nach Erwerb des Palais durch den badischen
Staat 1826 erfolgt die Umgestaltung der Fassade,
wie sie auch heute noch zu sehen ist.
In der barocken „Originalfassung“ liegen
zwischen den Fensternvom Sockel bis zum
Traufgesims die Vertikale betonende
Putzstreifen. Oval aufgebrachte Putzflächen
füllen die Fensterbrüstungen des ersten
Obergeschosses. Verändert werden ebenfalls
die Portalzone und der Balkon des Mittelrisalits.
So entsteht insgesamt ein klassizistisches
Erscheinungsbild im Stil etwa der
Weinbrennerbauten in Karlsruhe.
Seit dem Umbau durch die Badische Landesregierung
wird es als Verwaltungsgebäude
genutzt, 1923 als Sitz des Landratsamts und
von 1933-37 von der Polizeidirektion.
Heute befindet sich in dem Gebäude das
Germanistische Seminar der Universität.
Auszug aus:
Müller, Bernd:
Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag
der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1
Abschrift: 2004 Gabriele Dörflinger Kontakt
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