Architekturführer Heidelberg

Nr. 39,  Seite 61

Modellhäuser
Marktplatz Nordseite
um 1700
J. Flemal

Nach dem Willen von Kurfürst Johann Wilhelm sollen die zerstörte Stadt und die Häuser großzügig, als auch nach einheitlichem Muster wieder aufgebaut werden. Dabei ist auch an eine Begradigung der Altstadtstraßen gedacht. Doch verhindern Stadtrat und Bürgerschaft aus finanziellen Gründen den kurfürstlichen Plan.
Zur Ausführung kommen so nur die Modellhäuser auf der Nordseite des Marktplatzes. Planer ist Johann Wilhelms Düsseldorfer Ober-Ingenieur J. Flemal.
Entwickelt werden Häuser mit einheitlichen Geschoß- und Traufhöhen. Trotzdem bleibt innerhalb der Fassadenfläche genügend Gestaltungsspielraum, um jeden Haus einen eigenständigen Charakter zu verleihen. Zum Teil sind es sehr tiefe Grundrisse mit langen Erschließungsfluren zu den auf der Rückseite liegenden Treppenhäusern. Das Haus Nr. 7 verfügt über einen kleinen Lichthof zur Belichtung der mittleren Wohnflächen. Auffallend bei den Modellhäusern ist die im Vergleich gute Bausubstanz. Die Begradigung der Platzfront hat zur Folge, daß das vorhandene mittelalterliche Kellergewölbe von Haus Nr. 6 unter dem Marktplatz sich fortsetzt. Ansatzweise zeigen diese Modellhäuser eine Blockrandbebauung, wie sie in vielen deutschen und französischen barocken Städten auf Kosten mittelalterlicher Bausubstanz realisiert wird.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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