Architekturführer Heidelberg

Nr. 36,  Seite 52

Haus zum Ritter St. Georg
Hauptstr. 178
1592

Der hugenottische Tuchhändler Charles Bélier errichtet 1592 sein Wohn- und Geschäftshaus auf einem bereits vorhandenen Erdgeschoß. Namengebend ist die über dem Giebel angebrachte Ritterfigur.
Deutlich ist die Asymmetrie zu den Obergeschossen zu erkennen. Der Baumeister dieses reich verzierten Bürgerhauses der Spätrenaissance ist nicht bekannt. Möglicherweise aber bestehen Verbindungen zu den Meistern des Braunschweiger Gewandhauss um Hans Lampe und Balthasar Kircher.
Die Fassade ist horizontal wie vertikal stark gegliedert; vor allem durch die beiden Erkerzonen im ersten und zweiten Obergeschoß, in denen sich die Hauptwohnräume befinden. Im rechten Brüstungsfeld des zweiten Obergeschosses sind der Bauherr und seine Gattin dargestellt. Im darunterliegenden Geschoß die Kinder des Ehepaares. Am untersten Giebelgeschoß zweigen vier Medaillons die fränkischen Könige Childebert, Theoderich, Chilperich und Childerich.
Darüber hinaus zieren drei lateinische Inschriften die Fassade: „Si Jehova non / aedificet domum / Frustra laborant / aedificantes eam“ - Wenn der Herr nicht das Haus baut, arbeiten umsonst, die daran bauen; „Persta invicta Venus“ - Bleibe stets unbesiegt, Schönheit! „Soli Deo Gloria“ - Gott allein die Ehre.
Als eines der nur gering zerstörten Steinhäuser wird es 1694 bis 1703 Interimsrathaus.
Seither ist es, wie bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg, wiederum Hotel und Gasthof.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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