Architekturführer Heidelberg

Nr. 6,  Seite 22

Heiliggeistkirche
Hauptstr. 189
1398-1441 / 1508-44 / 1941

1398 erfolgt durch Kurfürst Ruprecht III. (1400-10 König Ruprecht I.) die Grundsteinlegung zu einer spätgotschen Hallenkirche. Zwei Vorgängerbauten an gleicher Stelle sind erstmals 1239 erwähnt. Die Erhebung in den Rang einer Kollegiatskirche nach Loslösung von der Mutterkirche St. Peter datiert auf das Jahr 1400. Baumeister sind der einer angesehenen Heidelberger Familie entstammende Arnold Rype (bis 1423) sowie dessen Nachfolger Steinmetz Hans Marx (bis 1426) und Steinmetzmeister Jörg (bis 1439; Langhaus).
Die Vollendung des Hallenchors und die Überführung des Kirchenschatzes vom Schloß fallen in das Jahr 1400. 1441 datiert die Fertigstellung des Langhauses. Kriegerische Verwicklungen verzögern die Vollendung des Turmes durch Lorenz Lechler (bis 1471 Nikolaus Eseler der Ältere) auf die Zeit nach 1508. Anfangs des 18. Jh.s erhälts das Turmdach seine barocke Form.
Im Chor befindet sich die Grablege der Kurfürsten von der Pfalz. Indessen entgeht von insgesamt 54 Epitaphien allein die Grabplatte des Kirchengründers den Zerstörungen von 1693 (Brand und Verwüstung). Die bis 1623 auf den Emporen aufgestellte - damals reichste - Bibliothek Europas, die „Bibliotheca Palatina“ wandert nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly als Kriegsbeute zu Maximilian von Bayern nach München, der sie dem Papst in Rom zum Geschenk macht.
1705 - 1936 teilt eine Scheidewand die simultan genutzte Kirche. Der Chor ist den Katholiken, das Landhaus den Protstanten zugeordnet. Ab 1941 führt Otto Bartning Umgestaltungen im Chor- und Altarbereich durch. Ein neuer Hochaltar entsteht durch Bildhauer Edzard Hobbing. Das Langhaus verfügt über das „Physikfenster“ von Johannes Schreiter und fünf 1998 neugestaltete Fenster von Hella Santarossa.

Auszug aus:
Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000 / hrsg. im Auftrag der Stadt Heidelberg von Peter Blum. — Mannheim : Ed. Quadrat, 1998
(Reihe Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg ; 10)
ISBN 3-923003-78-1


Abschrift: 2004     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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